Ворожейкина Анастасия Николаевна : другие произведения.

Hinter jener Tür

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    "За той дверью" на немецком языке. AUF DEUTSCH!


Hinter jener TЭr

  
   Wie lange ich aus ihrem Leben auch verschwunden war, kam ich immer zurЭck. Meine Eltern. Sie wohnten immer hier, in dieser engen Einzimmerwohnung, die in eine Zweiraumwohnung umgebaut wurde. Diese Kiefer im Hof hinter meinem Fenster... Alles scheint so bekannt, bis auf diesen Schmerz. Den Schmerz im Herzen.
   Da war meine Kinderstube. Und nun bin ich wieder zurЭckgekehrt.
   Wozu bin ich hierhergekommen? Sie sind nicht da, schon seit mehreren Jahren... Meine Eltern. Sie sind gestorben, Mutti im Alter von dreiundsiebzig Jahren und Vati ein Jahr frЭher, er war damals fЭnfundsiebzig. Die Hochbetagten - fЭr die, die noch Eltern haben. Diejenigen, die ihre Eltern verloren haben, verstehen mich. Wenn sie nicht mehr da sind, sind sie einfach nicht da, und es ist nicht wichtig, wie viele Jahre sie verlebt haben - sie sind nicht wiederzubringen. Nicht wiederzubringen, genauso wie Muttis LДcheln, nicht wiederzubringen wie Vatis Lachen. Ihre Liebe - niemals wiederzubringen.
   Aber ich bin aufs Neue zurЭckgekommen. Etwas zieht mich immer noch hierher.
   "Sie werden hier doch hoffentlich nicht lange verweilen? Ich muss jetzt gleich los", das sagt die jetzige Besitzerin der Wohnung, meine Nichte.
   "Ja, Julchen, einen Augenblick... Will hier nur noch eine Zeit lang stehen", ich schweige und schaue auf die Kiefer hinter meinem Fenster. Ich habe gehЖrt, man beabsichtigt, sie zu fДllen. Sie wirft zu viel Schatten... "Du willst tatsДchlich die Wand abreißen und die zwei Zimmer vereinen?"
   "Ja", Julia ist schon in der KЭche und klappert mit etwas, "es ist so eng hier".
   "Verstehe", sage ich nickend. Ich fЭhle mich traurig. In diesem Zimmer verbrachte ich meine Kindheit. Ich schlief hier, wo jetzt ein Schrank steht. Und hier machte ich meine Hausaufgaben, aber nun steht in dieser Ecke ein Heimtrainer.
   Ich fasse den TЭrgriff und lehne die TЭr an. Nicht zu fest. Einen Spaltbreit lasse ich sie offen.
   Ich setze mich auf den Fußboden und fange an, in diesen Spalt zu schauen. Ich erinnere mich, ich lag immer im Bett und schaute auf diesen Schlitz, wenn ich nicht einschlafen konnte. Dunkelheit umgab mich, und aus diesem schmalen Streifen fiel goldenes Licht, in dem die StДubchen tanzten. Ich stellte mir vor, dass es die Pollen von zauberhaften Feen sind. Und ich redete mir ein, dass nach dem Schließen und dem WiederЖffnen sich hinter der TЭr nicht das Zimmer von Mutti und Vati befДnde, sondern eine schattige Waldlichtung, wo Kiefern wuchsen. Genau wie mein Baum hinter dem Fenster. Und dort scheint immer die Sonne und es spielen Kinder.
   Mir wurden keine MДrchen vorgelesen, aber ich dachte mir selbst welche aus. Diese Abende vor der fingerbreit geЖffneten TЭr sind mir mein Leben lang im GedДchtnis geblieben, als ob sie das Beste wДren, was ich in der Kindheit gehabt hatte. Und ich habe niemals jemandem von jener zauberhaften Lichtung erzДhlt. Das bleibt mein Geheimnis.
   "Onkel, ich muss in fЭnf Minuten weg", teilt Julia mit.
   "Ja, ja, sofort...", wiederhole ich und lasse mich aus den Erinnerungen rausreißen, ohne den Blick von der TЭr zu lЖsen. Und wieder, wie damals in der Kindheit, will ich hinein - und habe wieder Angst, die TЭr zu Жffnen.
   Ich lag immer da und versuchte mich selbst zu Эberreden aufzustehen, darauf zuzugehen, sie zuzumachen und dann erneut zu Жffnen, um in die Wunderwelt des ewigen Sommers hineinzulaufen - und ich konnte es nie.
   Ja, ich gebe es zu, ich fЭrchtete mich damals sehr. Ich hatte Angst davor, mich selber zu betrЭgen, und davor, dass es hinter der TЭr gar keine Waldlichtung gДbe. Schreckte vor der MЖglichkeit einer solchen EnttДuschung zurЭck. Und ich Жffnete die TЭr kein einziges Mal - und behielt so meinen Glauben.
   Nun sitze ich da, vor dieser Pforte, als erwachsener und ernsthafter Onkel. Die Sonne fДllt jetzt auf jene Hausseite, und ihr Licht strЖmt durch die жffnung zwischen TЭr und Rahmen. Ich sehe den Staub dort. Julia hat vor kurzem gesaugt und dabei sicherlich die Staubfeen gestЖrt - oder die Hausstaubmilben.
   Ich komme auf die Beine, fЭhle in den Knien ein seltsames Zittern. Mich treibt ein Gedanken um: Was wДre, wenn es mir gelungen wДre, die TЭr so zu Жffnen, dass sie mir tatsДchlich diese zauberhafte Lichtung zeigen wЭrde? Was wДre, wenn ich recht hДtte, und meine Phantasien die RealitДt wДren? Was wДre, wenn ich hinein gehen hДtte kЖnnen, und Mama und auch Papa verlassen hДtte? Denn es ist jedem bekannt: Aus zauberhaften Welten kommen Kinder nie zurЭck, ausgenommen den Fall, dass Peter Pan ihnen dabei hilft. Ich wДre weggegangen und kЖnnte nicht zurЭckkehren, so, wie ich heute hierhergekommen bin, in meine Wohnung, das Heim meiner Eltern.
   Ja, ich kann jetzt diese Fragen beantworten: Ich bliebe da. Ich wЭrde gerne diese Feen anschauen, mit der Hand den glЭcklich spielenden Kindern auf der vom Licht ewig beschienen Waldwiese winken. Aber ich wЭrde die TЭrschwelle niemals Эberschreiten.
   Ich hatte meine Mama und meinen Papa stets sehr lieb. Und ich liebe sie immer noch.
   Und erst jetzt habe ich das GefЭhl, dass die Zeit gekommen ist, in der ich das Haus wirklich verlassen kann. Aber durch die zauberhafte TЭr kЖnnen doch nur Kinder gehen... Und ich bin ja ein erwachsener und ernsthafter Onkel.
   Die TЭr Жffnet sich, auf der Schwelle steht Julia. Sie ist vЖllig angezogen, bereit hinaus zu gehen, sogar den Regenschirm hat sie mitgenommen.
   Hinter dem Fenster ist es trЭbe, aber noch keine Regentropfen.
   "Ich gehe weg, Onkel", sagt sie verlegen. Es scheint ihr peinlich zu sein, mich zu vertreiben.
   "Ich bin auch fertig, gehen wir", antworte ich lДchelnd und lasse mir nichts anmerken, wДhrend ich den Schnurrbart hin und her bewege. "Es wird hier bald gerДumiger und heller: Lass hier alles abreißen."
  

Ende


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